ortsschild uenglert2017-09-14.  Trotz oder vielleicht gerade wegen seiner mit 69 Einwohnern relativen Überschaubarkeit sind Themen wie die Energiewende oder Klimaschutz in Ünglert alles andere als ein Fremdwort: Am Freitag erfuhr der Mudauer Ortsteil seine offizielle Anerkennung zum Bioenergiedorf mit Aufnahme in die Datenbank der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe.

Mit fröhlichem „Guten Morgen“ leitete Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger die Feierstunde im Dorfgemeinschaftshaus ein und dankte vor allem der Dorfgemeinschaft Ünglert e.V. mit Vorsitzendem Hubert Kugler, die den Betrieb des Hauses aufrechterhält. Gleichwohl erinnerte er an die Vorgeschichte. So habe Sebastian Randig als Klimaschutzmanager des Neckar-Odenwald-Kreises nachgefragt, „inwiefern Ünglert mehr sein kann als Ünglert“, um die Energieversorgung mehrheitlich aus nachwachsenden Rohstoffe zu bestreiten. „Genau das war in Ünglert schon seit Jahrhunderten ein Thema, wenn man sich die Nutzung der Wasserenergie im Mühlenbetrieb vor Augen hält“, blickte Rippberger zurück und wies auch auf den Ausbau von Photovoltaikanlagen, den Bau zweier Wärmeverbundsysteme auf Biomassebasis sowie weiterer Biomasse-Wärmeanlagen in den zurückliegenden zehn Jahren hin.

Anschließend gratulierte MdB Alois Gerig (CDU) zu jenem „in besonderem Maße durch die Dorfgemeinschaft verdienten und erarbeiteten Titel“, der auf nachahmenswertes Engagement von Bürgern für Bürger fuße. So lobte Gerig den „zukunftsweisenden Schritt“ und klare Bekenntnisse zur Energiewende: „Alle Form von Energie, die man selbst produziert, muss man nicht kaufen“, ließ er wissen und freute sich über eine weitere Chance für den ländlichen Raum. Auch Amtskollegin Dr. Dorothée Schlegel (SPD) zollte dem Projekt in ihrer Ansprache alle Achtung und sprach von einem „Leuchtturm für Klimafreundlichkeit“, von dem letztlich jeder profitiere. Als perfektes Beispiel dafür, „was Bürger bewegen und bewirken können, wenn man mit Herz und Verstand seines Amtes waltet“ bezeichnete Landrat Dr. Achim Brötel das Prädikat „Bioenergiedorf“ – Ünglert fungiere dabei nicht nur als „Best-Practise-Beispiel erster Garde“, sondern neben Großeicholzheim als Zweites im Kreis und eines von knapp 70 baden-württembergischen Bioenergiedörfern. Bereits 2015 verzeichnete man einen 63-prozentigen Anteil der erneuerbaren Energien am Strom-Mix – jener Wert vermag mit Nachdruck zu unterstreichen, dass man in Ünglert „einfach anders, nämlich besser“ wirke und einen denkwürdigen Markstein gesetzt habe. Brötels Dank galt Ortsvorsteher Herbert Scharmann, der Dorfgemeinschaft Ünglert e.V. sowie den Familien Nicola und Kugler, aber auch allen weiteren Aktivposten; ebenso würdigte er das umtriebige Tun von Sebastian Randig. Dem Dank schloss sich Ortsvorsteher Herbert Scharmann an, ehe er seine Freude über die Auszeichnung bekundete und mit einer Bildpräsentation über Ünglert, die Dorfgemeinschaft und die örtliche Bedeutung regenerativer Energien aufwartete. Seit 2002 wurden zahlreiche Photovoltaikanlagen errichtet, während die Wärmeversorgung mehrheitlich durch regionale Biomasse abgedeckt wird. Die beiden Wärmeverbünde der Famiien Nicola und Kugler stellen mittels Holzhackschnitzeln umweltfreundliche Wärme bereit. Die regenerative Stromerzeugung kommt Statistiken zufolge derzeit auf 2019 Kilowattstunden pro Jahr und Kopf, gehe man von 69 Einwohnern aus. Auch bezüglich der klimafreundlichen Wärmeversorgung weise die Bilanz ein positives Bild aus: Der Anteil regionaler Biomasse liegt jenseits der 50-Prozent-Marke, was ebenso für die Anerkennung als Bioenergiedorf sprach.

Bei einem kurzen Rundgang wies Anton Fleischmann den Tross in die Besonderheiten der Hackschnitzelanlage ein, ehe ein kleiner Imbiss das Wochenende einläutete.
(Copyright by Adrian Brosch, FN/RNZ)

  

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