12 l 2022 ICON Textile Verantwortung wahrnehmen.docx2022-01-21.  Modische Kleidung ist für viele Menschen ein „Muss“, und „shoppen gehen“ eine Freizeitbeschäftigung. Die Zyklen, in denen die Mode sich ändert, werden immer kürzer und die Preise für modische Kleidung sind bei vielen Modeketten gering. Die Folge: Mode wird zunehmend zum Wegwerfartikel ohne Wertschätzung.

Zwischen den Jahren 2000 und 2014 hat sich die Produktion von Bekleidung etwa verdoppelt (Trigema-Magazin). Statt wie früher zwei werden bis zu 12 Kollektionen pro Jahr auf den Markt gebracht. Die Kleiderschränke sind übervoll, es wird manchmal sogar mehr gekauft als man braucht. Die Altkleidersammlungen können die Mengen an abgegebener Bekleidung nicht mehr aufnehmen, Vieles landet vermutlich im Restmüll. Die Umweltbelastungen und Treibhausemissionen sind groß. Zeit, das Thema „Textilmüll“, „Fast Fashion“ und Modeindustrie zu beleuchten.

Im Durchschnitt kauft jeder Deutsche etwa 60 Kleidungsstücke im Jahr. Diese werden nur sehr wenig getragen und landen dann wieder (bestenfalls) in der Altkleidersammlung. Oftmals sogar ungetragen.
Um Kleidung günstig, haltbar genug und einfacher herstellen zu können, wird immer häufiger auf Mischfasern gesetzt, die oft einen Polyesteranteil haben oder ganz aus Kunstfasern bestehen. Dieser Kunstfaseranteil ist mehrfach problematisch. Polyester basiert auf dem nicht erneuerbaren Rohstoff Erdöl, ist energieintensiv in der Herstellung und verunreinigt durch Abrieb und Waschen der Kleidung in Form von Mikroplastik unser Grundwasser und die Flüsse und Meere. Außerdem lassen sich Mischgewebe nur sehr aufwändig und teuer recyceln. Technisch gesehen ist es äußerst schwierig, die Fasern zu recyceln, weshalb praktisch fast ausschließlich ein Downcycling stattfindet, z. B. zu einem Malervlies.

Doch auch die Naturfaser Baumwolle ist alles andere als unproblematisch. Über die gesamte Herstellungskette vom Anbau über die Verarbeitung und den Transport wird sehr viel Energie und Wasser verbraucht und die Umweltbelastung durch Monokulturen und Pestizideinsatz sind immens. Für die Herstellung einer Jeans werden beispielsweise über 15 cbm Wasser verbraucht (ZDF), ein Kilo Jeansstoff erzeugt etwa 23 kg Treibhausgase und es werden ca. drei Kilo Chemikalien bei der Herstellung gebraucht (Deutschlandfunk)! Sichtbar werden die Umweltauswirkungen z. B. am zentralasiatischen Aralsee, früher einer der größten Seen der Erde. Der Baumwoll-Anbau in der Region ist hauptverantwortlich dafür, dass er stark geschrumpft und versalzt ist.

Was kann also von den Verbraucher:innen getan werden, Textilabfälle zu reduzieren und umweltfreundlicher Einzukaufen?

Es gibt einige Möglichkeiten, zuallererst natürlich die, seine Einkaufsgewohnheiten zu hinterfragen, die eigene Verantwortung anzunehmen und weniger, aber langlebigere Ware zu kaufen.
Beim konkreten Einkauf sollte darauf geachtet werden, möglichst Bekleidung aus Mischfasern zu meiden und solche aus natürlichen Fasern wie Baumwolle, Leinen und Wolle vorzuziehen. Wenn Kleidung, insbesondere z. B. Funktionskleidung, aus Kunstfasern besteht sollte diese möglichst aus recycelten Fasern bestehen.
Alternativen zu Synthetik-Fleece-Jacken sind Jacken aus Woll-Fleece oder Walk-Stoffen.

Der Kauf vor Ort ist dem Onlinekauf vorzuziehen, da hierbei weiterer Verpackungsabfall entsteht und Retouren oftmals direkt entsorgt werden. Ebenso sollte man darauf achten, dass die Produktion ökologisch erfolgte.

Siegel oder Zertifikate geben darüber Auskunft, über die Siegel kann man sich leicht im Internet informieren. Manche Hersteller produzieren in Europa oder Deutschland und beziehen z. T. auch Ihre Rohstoffe aus Europa, wo die Umweltvorschriften strenger sind und die Transportwege kürzer.

Auch muss nicht alles neu gekauft werden, vieles ist in guter Qualität auch second-hand verfügbar.
Kleidungsstücke guter Qualität halten auch sehr lange. Kleine Schäden wie Löcher können durchaus repariert werden, Und die sogenannten „Basics“, die nicht der aktuellen Mode unterliegen, kann man sehr lange nutzen.

Gut erhaltene Kleidung sollte, wenn man sie nicht mehr selber nutzen möchte, gespendet, verschenkt oder weiterverkauft werden, z.B. über Second-Hand-Läden. Von über die Altkleidersammlungen gesammelten Textilien werden immerhin ca. 43 % als Second Hand Kleidung wiederverwertet. Allerdings übersteigen die gesammelten Mengen den Bedarf in Deutschland, so dass diese weltweit, vor Allem in Osteuropa und Afrika, vermarktet werden müssen.

Weitere Info zum Thema auf der KWiN-Homepage.

Für Fragen ist die KWiN unter Telefon 06281/906-0 erreichbar.

 

 

logo nok

Energieagentur Neckar-Odenwald-Kreis GmbH

Logo Eno

Logo #wirfuerbio