Landwirte von Bioland e. V. waren zu Gast im Biomassezentrum der AWN in Buchen. Das Sammelfahrzeug mit Ladekran für Grüngutplätze im Neckar-Odenwald-Kreis fand großes Interesse.  	2022-04-14. Das Biomassezentrum der AWN in Buchen war dieser Tage Gastgeber einer Infoveranstaltung von Bioland e. V., Verband für organisch-biologischem Landbau. Der Verein hat deutschlandweit rund 10 000 Mitglieder – neben über 8 000 landwirtschaftlichen Betrieben sind unter anderem auch Lebensmittelhersteller, der Handel und die Gastronomie Mitgliedsunternehmen. Passend zum Thema „Kompost – wichtige Nährstoff- und Humusquelle im Ökolandbau“ wurde zu Beginn das Biomassezentrum besichtigt.

Martin Hahn, AWN Unternehmenskommunikation, konnte ein gutes Dutzend Landwirte aus der näheren und weiteren Umgebung willkommen heißen. Christian Gramlich vom Biomassezentrum erläuterte anschließend die verschiedenen Stoffströme: Aus dem Material der gut 30 Grüngutplätze im Neckar-Odenwald-Kreis entstehe sowohl Brennstoff als auch verschiedene Komposte und Edelkomposte, allen voran die „Schwarzerde“ Terra-Preta. Im Neckar-Odenwald-Kreis fallen pro Jahr über 30 000 Tonnen Grüngut an, davon würden 15 000 Tonnen im Biomassezentrum verarbeitet. Parallel dazu sei die Herstellung von hochwertiger Pflanzenkohle und die Weiterverarbeitung von Holzhackschnitzeln ein wichtiger Bereich. Für den Einsatz in der Ökolandwirtschaft sei es wichtig, dass im RAL-Prüfzeugnis (Gütesicherung Kompost) auch die Eignung für Bioland und Naturland bestätigt werde. Diese Zusatzuntersuchungen würden laut Gramlich achtmal pro Jahr durchgeführt, im aktuellen Zeugnis sei diese Eignung sowohl für Frisch- als auch für Fertigkompost bestätigt. Besondere Aufmerksamkeit fand der speziell für die Grüngutplätze konzipierte Sammelfahrzeug mit eigenem Ladekran, der seit einigen Monaten im Einsatz ist. „Wir können mit diesem LKW besser sortieren und durch verpressen eine höhere Nutzlast erzielen“, erläuterte Christian Gramlich.

Im Anschluss an die Besichtigung fanden die verschiedenen Vorträge großes Interesse bei den Landwirten. Den Beginn machten Dr. Felix Richter vom Witzenhausen-Institut und Dr. Nikolas Zöller von ISA. Das Projekt „Qualitätskomposte im Ökolandbau“ werde vom Umweltministerium Baden-Württemberg und von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) unterstützt. Die ökologisch bewirtschafteten Flächen in Deutschland sind von 1992 mit nur einem Prozent auf rund 10% in 2020 gestiegen. In Baden-Württemberg und Bayern habe man sich diesbezüglich ehrgeizige Ziele gesetzt: Bis 2030 sollten hier rund 30% (Bund 20%) der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet werden, was einer Erhöhung von ca. 150% entsprechen würde. Vor diesem Hintergrund vertraten sie die Meinung, dass sich der ökologische Landbau auch bezüglich der zu erwartenden größeren Nutzflächen nicht der Rücknahme organischer Reststoffe (Bioabfälle) verschließen könne. Insbesondere viehlose Betriebe bedürften einer externen Nährstoff- und Düngerzufuhr. Hier sei Qualitätskompost, diese zeigten auch durchgeführte Studien, eine sehr gute Alternative. Neben der Düngung finde auch eine Bodenverbesserung statt, der Humusaufbau und die Bodenaktivität werde unterstützt und die landwirtschaftlichen Kreisläufe geschlossen. Hinzu kämen besser Wasserspeicherfähigkeit, in langen Trockenperioden eine sehr wichtige Eigenschaft und höhere Stabilität gegen Erosion. Dazu müssten je nach Gegebenheiten fünf bis 15 Tonnen pro Hektar und Jahr auf den Feldern ausgebracht werden.

Lucie Chmeliková von der TU München erläuterte Beispiele zur optimalen Produktion und pflanzenbaulichen Vernetzung von Biogut und Grüngutkomposts im Ökolandbau und verwies auf verschiedene Studien in unterschiedlichen landwirtschaftlichen Betrieben.

Gerit Scheuermann, der einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 70 ha Acker und Grünland in Hainstadt betreibt, ging in seinem interessanten Vortrag auf die lokalen Begebenheiten „zwischen Odenwald und Bauland“ mit kurzer Vegetationszeit, flachgründigen Böden und Vorsommertrockenheit ein. Er bringe schon seit Jahren Kompost aus, die Einarbeitung erfolge bewusst flach und pfluglos. Man könne schon Erfolge bezüglich Humusaufbau und Verhinderung von Staunässe bei Starkregenereignissen sehen. Sein Ziel sei es, 0,1% Humusaufbau pro Jahr zu erreichen.

Abschließend ging Jonathan Kern von Bioland auf verschiedenen Verbandsrichtlinien ein. Als Fazit der Veranstaltung könnte man ziehen, dass der Einsatz von Qualitätskompost viele Vorteile, sowohl produktionstechnische als auch ökologische und finanzielle, bringen würde. Wichtig sei hier allerdings auch, dass man sich auf den Kompostlieferanten „vor Ort“ verlassen können müsse. Einen Umweltskandal wie im Raum Rastatt, wo Kompost mit Papierschlämmen versetzt war, brauche man nirgendwo mehr. Die strengen RAL-Prüfzeugnisse mit der Zulassung für Bioland und Naturland seien dabei ein wichtiges Hilfsmittel.

logo nok

Energieagentur Neckar-Odenwald-Kreis GmbH

Logo Eno

Logo #wirfuerbio